BVSW Spitzentreffen am Spitzingsee

in Kategorie:

Spitzentreffen am Spitzingsee:
Rückblick auf die 7. Wintertagung des BV

Bild

Der Bayerische Verband für Sicherheit in der Wirtschaft (BVSW) e.V. veranstaltete vom 7. – 9. März seine siebte Wintertagung am Spitzingsee. Über hundert Gäste und Referenten aus Politik, Wirtschaft und Behörden folgten der Einladung und diskutierten im Arabella Alpenhotel über die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen und deren Auswirkung auf die Sicherheit von Unternehmen.

Der BVSW hat sich das Ziel gesetzt, den Austausch zwischen Politik, Unternehmen und Behörden über Risiken für die deutsche Wirtschaft zu fördern und entsprechende Abwehrstrategien zu diskutieren. Mit dem Ziel, präventiven Wirtschaftsschutz zu realisieren, lädt der Verband alljährlich zur Wintertagung in die bayerischen Alpen ein und bietet den Teilnehmern ein Forum für Gespräche in entspannter Atmosphäre.

„In unserer globalisierten Welt haben internationale Ereignisse, wie der Krieg in Syrien oder die Handelspolitik Amerikas, unmittelbaren Einfluss auf die Sicherheit der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft“, sagt Heinrich Weiss, Geschäftsführer des BVSW in München. „Auf unserer Wintertagung geben wir Unternehmen tiefe Einblicke in das aktuelle Geschehen, damit sie vorausschauend handeln und ihre Sicherheit schützen können.“

Das Themenspektrum der hochkarätigen Referenten spannte sich von außen- und innenpolitischen Fragestellungen über Risiken der zunehmenden digitalen Vernetzung bis hin zu den Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt und damit auf unsere Gesellschaft von morgen.

Das Team rund um Caroline Eder, Geschäftsstellenleiterin des BVSW in München, sorgte wieder für eine perfekte Organisation und einen reibungslosen Ablauf. „Die vielen positiven Rückmeldungen unserer Teilnehmer bestätigen den Erfolg dieser Wintertagung“, freut sich Caroline Eder. „Das motiviert uns sehr für unsere Planungen für das kommende Jahr.“

Zu den Vorträgen:
Ein wesentliches Sicherheitsrisiko, mit dem sich Deutschland und Europa in den kommenden Jahren auseinandersetzen muss, ist der Vormarsch von autoritär-populistischen Staaten und Parteien, wie Dr. Gunther Schmid in seiner Eröffnungsrede am Mittwochabend darlegte.
Der renommierte Experte für internationale Sicherheitspolitik und ehemalige Professor für Internationale Politik und Sicherheit beim BND sieht als einen Grund dafür die geopolitischen Interessen autoritär geführter Staaten, die zunehmend mit Waffengewalt durchgesetzt werden.

Die Bevölkerung in Bayern kann sich nach wie vor sehr sicher fühlen betonte Prof. Dr. Wilhelm Schmidbauer, Landespolizeipräsident von Bayern, in der Auftaktveranstaltung am Donnerstag mit der Präsentation von Zahlen aus der Kriminalstatistik. Prof. Dr. Schmidbauer sieht die Bayerische Polizei gut gewappnet für die zukünftigen Herausforderungen, was nicht zuletzt auf eine Aufstockung der Sicherheitskräfte zurückzuführen ist.
Gleichzeitig äußerte er sich besorgt über die zunehmende Gewalt gegenüber Polizisten und nannte als drastisches Beispiel den Vorfall vom vergangenen Sommer in Unterföhring, bei dem eine junge Beamtin einen Kopfschuss erlitt und schwerste Verletzungen davontrug.
Ebenfalls Handlungsbedarf sieht Prof. Dr. Schmidbauer aufgrund der leichten Beschaffbarkeit von Drogen und psychoaktiven Substanzen über das Internet.

Das Internet spielte auch eine wesentliche Rolle in der Snowden-Affäre, mit der sich der anschließende Vortrag befasste. Zur Erinnerung: Der frühere technische Mitarbeiter und Systemadministrator US-amerikanischer Nachrichtendienste enthüllte mit der Veröffentlichung von geheimen Dokumenten ein weltweites Netzwerk von Spionagesystemen. Die Schlussfolgerungen aus der Snowden-Affäre für Politik, Nachrichtendienste, Wirtschaft und nicht zuletzt für die Privatsphäre jedes Einzelnen legte Prof. Dr. Gert Polli in seinem gleichlautenden Vortrag dar.
Der frühere Direktor des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung in Österreich beleuchtete die Beziehungen der deutschen Politik und Wirtschaft zu den internationalen Nachrichtendiensten.

Nicht nur Nachrichtendienste und Drogendealer nutzen das Internet für ihre Zwecke, auch islamistische Extremisten rekrutieren über dieses Medium neue Mitglieder. In dem letzten Vortrag vor der Mittagspause skizzierten Vertreter des Bayerischen Landesamts für Verfassungsschutz die Rolle des Internets im Zusammenhang mit Radikalisierungsprozessen. So wird das Internet als Propaganda- und Kommunikationsmedium eingesetzt und für eine Verbreitung der Ideologien genutzt. Zum Einsatz kommen beispielsweise Videos mit Musik oder auch Onlinespiele für Kinder und Jugendliche.

Wie angespannt die internationale politische Lage ist, zeigte auch der Verlauf der Münchner Sicherheitskonferenz 2018, wie Dr. Benedikt Franke in seiner Rolle als Chief Operating Officer berichtete. So war es in einigen Fällen schwieriger als in den vergangenen Jahren, Akteure unterschiedlicher Delegationen und entgegengesetzter Lager für einen gemeinsamen Auftritt in Diskussionsforen zu gewinnen. Die Münchner Sicherheitskonferenz werde auch in Zukunft ein Forum für den Austausch sicherheitspolitischer Themen bleiben und nicht zur Bühne für die Profilierung Einzelner werden, so Dr. Franke.

Um die Chancen und Risiken der Cyber-Abwehr und des Industrial Internet of Things (IIoT) drehte sich die anschließende Podiumsdiskussion mit Marius von Spreti, Geschäftsführer bei Accenture für den Bereich IT-Security in DACH (Deutschland, Österreich Schweiz), BrigGen a.D. Johann Berger, Deutscher Direktor am George C. Marshall European Center for Security Studies, einer deutsch-amerikanischen Partnerschaft und Hans-Christian Witthauer, Leiter des Aufstellungsstabs ZITiS. Diese Abkürzung steht für „Zentrale Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich“ und bezeichnet die 2017 neu geschaffene Behörde für öffentliche Sicherheit in München.

Die Referenten erklärten, wie sehr die Digitalisierung die gesamte Wertschöpfungskette der Industrie durchdringt und wie wichtig deshalb eine ganzheitliche Absicherung ist. Für die Cybersicherheit in der Industrie müssen einheitliche Standards geschaffen werden, betonte Marius von Spreti.

Hochspannung garantierte auch der letzte Vortrag des Tages: Dieter Fox, ehemaliger Bundespolizist und Einsatztruppenführer der Spezialeinheit GSG 9, hatte 1977 an der Befreiung des Lufthansaflugzeugs „Landshut“ in Mogadischu mitgewirkt. Er rief den Teilnehmern nochmals die zeitlichen Abläufe dieser Aktion in Erinnerung und erläuterte in seinem Beitrag die Chancen und Risiken einer derartigen Befreiungsaktion.
„Die Ereignisse von 1977, die Entführung und Ermordung des Präsidenten der Deutschen Arbeitgeberverbände, Hans-Jürgen Schleyer, sowie die Entführung der Landshut, haben das Thema Sicherheit in den Fokus der Wirtschaft gerückt.“, mit dieser Aussage beendete der Geschäftsführer des BVSW Heinrich Weiss den ersten Tag der Veranstaltung.

Der zweite Konferenztag startete mit einem Live-Hacking Event. Sebastian Schreiber, Informatiker sowie Gründer und Geschäftsführer der SSyS GmbH, zeigte eindrucksvoll, wie leicht Smartphones, Computer oder Onlineshops angreifbar sind – entsprechendes technisches Wissen vorausgesetzt. Damit bieten viele Geräte in Unternehmen, wie beispielsweise drahtlose Funktatstaturen, mögliche Einfallstore für Hacker. Die Zahl der Erpressungen werde in den nächsten fünf Jahren weiter steigen, so Sebastian Schreiber. Dies haben zuletzt Attacken wie WannaCry oder NotPetya gezeigt: Daten werden verschlüsselt und damit unbrauchbar gemacht. Erst nach Zahlung eines „Lösegelds“ in Form von Kryptowährungen bekommen die Unternehmen einen Entschlüsselungscode übermittelt.

Die rasanten technologischen Entwicklungen beeinflussen auch unsere zukünftige Arbeitswelt, wie in der Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Marion Weissenberger-Eibel vom Frauenhofer-Institut für System- und Innovationsforschung und mit Valerie Holsboer, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit deutlich wurde.

So sind insbesondere Jobs mit geringen Qualifikationsanforderungen durch die Automatisierung bedroht, während alles, was sich nicht standardisieren lässt, zukunftsfähig ist. Lebenslanges Lernen ist deshalb grundlegende Voraussetzung, um auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können. Wie wichtig es ist, einmal eine Berufsausbildung zu absolvieren, betonte auch Frau Holsboer. Wer eine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hat, weiß, wie man sich neues Wissen erschließt und ist auch für weitere Lernaufgaben gut gewappnet. Die Arbeitgeber lud Frau Holsboer zu einem Dialog mit der Bundesagentur für Arbeit ein, damit Jobsuchende auf die Bedürfnisse der Unternehmen hin qualifiziert werden könnten.

Wie man es in dieser schnelllebigen Zeit schafft, auf dem Laufenden zu bleiben, skizzierte Dr. Hans-Joachim Gergs im Schlussvortrag mit dem Titel „Die Kunst der kontinuierlichen Selbsterneuerung.“ Der Experte für Change Management bei der Audi AG hatte im Zuge seiner Forschungen erfolgreiche Unternehmen untersucht und zahlreiche Interviews mit deren Gründern und Geschäftsführern durchgeführt. Die Fähigkeit, sich auf schnell verändernde Anforderungen einzustellen, ist die Kernkompetenz für Unternehmen, die im Laufe der Zeit Bestand haben. Das hatte laut Dr. Gergs schon der chinesische Philosoph Konfuzius erkannt, der sagte: „Wenn du die Absicht hast, dich zu erneuern, tu es jeden Tag.“

Eine erneute Wintertagung wird es auch geben: Vom 13. – 15. März 2019 findet die 8. BVSW Wintertagung wieder am Spitzingsee statt.

Über den BVSW:
Der Bayerische Verband für Sicherheit in der Wirtschaft e.V., BVSW, unterstützt die bayerische Wirtschaft in allen Sicherheitsfragen mit dem Ziel, Schaden abzuwenden. Der Verband möchte einen Informationskanal zwischen Politik und Wirtschaft herstellen und kooperiert dafür eng mit den bayerischen Sicherheitsbehörden, insbesondere dem Innenministerium, dem Landeskriminalamt und der Polizei. Durch regelmäßige Informationsveranstaltungen sowie ein umfangreiches Aus- und Weiterbildungsprogram sorgt der BVSW für einen Informationsvorsprung seiner Mitglieder in Sachen Sicherheit.

Von namhaften Unternehmen der bayerischen Wirtschaft im Jahre 1976 gegründet, umfasst der BVSW aktuell 160 Mitglieder aus der gewerblichen Wirtschaft, der Industrie, Versicherungen, der Sicherheitstechnik, der IT-Branche sowie aus privaten Dienstleistungsunternehmen. Der BVSW ist Mitglied im ASW Bundesverband.
Vorstandsvorsitzender des BVSW ist Alexander Borgschulze.

Bayerischer Verband für Sicherheit in der Wirtschaft e.V. (BVSW)
Frau Caroline Eder
Albrechtstr. 14
80636 München
Telefon: 089 / 357483-0